Sonntag, 17. Juli 2016

Probleme mit der Figur?

Der literarischen selbstverständlich, denn was kümmert uns sonst?!

Im nächsten Schreibkurs, der am Montag, den 5. September 2016 stattfinden wird, geht es noch einmal um die Figuren in euren Geschichten.

Wir versuchen es dieses Mal mit Subtilität und Raffinesse, denn direkt kann jeder.
Wie können wir eine Figur entwickeln, die sich nicht im eigenen Spiegelbild beschreibt, über die wir nicht gleich erfahren, dass sie blond, blauäugig und zierlich ist?

In eigenen Texten (wer möchte, bringt einen mit) und in Texten von bekannten Schriftsteller-innen suchen wir nach dem Besonderen, schärfen unsere Sinne für gute Ausdrücke und Beschreibungen.



- John Steinbeck, Die Straße der Ölsardinen (1945)
Cannery Row ist mehr als nur eine Straße, es ist die Gegend der Ölsardinen und Konservenbüchsen, ist ein Gestank und ein Gedicht, ein Knirschen und Knarren, ein Leuchten und Tönen, ist eine schlechte Angewohnheit, ein Traum. ... besteht aus Alteisen, Blech, Rost, Hobelspänen, aufgerissenem Pflaster, Baustellen voll Unkraut und Kehrichthaufen, aus Fischkonservenfabriken in Wellblechschuppen, aus Wirtschaften, Hurenhäusern, Chinesenhütten, ....

- Bernhard Schlink, Der Vorleser (1995)
Sie zog die Kittelschürze aus und stand in hellgrünem Unterkleid. Über der Lehne des Stuhls hingen zwei Strümpfe. Sie nahm einen und raffte ihn mit wechselnd greifenden Händen zu einer Rolle. Sie balancierte auf einem Bein, stützte auf dessen Knie die Ferse des anderen Beins, beugte sich vor, führte den gerollten Strumpf über die Fußspitze, setzte die Fußspitze auf den Stuhl, streifte den Strumpf über Wade, Knie und Schenkel, neigte sich zur Seite und befestigte den Strumpf an den Strumpfbändern.


John Steinbeck bereitet uns auf sein literarisches Personal vor, indem er uns einen Einblick in die Welt gewährt, in der wahrscheinlich keine Prinzessinnen leben. Oder doch?
Im Text von Bernhard Schlink betrachtet ein Fünfzehnjähriger eine wesentlich ältere Frau beim Anziehen. Aus der Art, wie sie sich bewegt, können wir schon einiges schließen - vielleicht nicht alle das Gleiche, aber das muss auch nicht sein. Neugierig macht diese Szene auf jeden Fall.

Um selbst ein Gespür für besondere Momente und Ausdrücke zu bekommen, werden wir kleine Schreibübungen ausprobieren und die Ergebnisse einander vorstellen - wenn ihr das möchtet.
Dass wir nicht gleich wie John Steinbeck und  Bernhard Schlink schreiben werden, schadet nichts. Auch die beiden haben lange geübt und gefeilt!



SUBTIL UND RAFFINIERT                                   
Schreibkurs                                                   am Montag, den 5.September
Burgenwelt Verlag                                            von 18.00 Uhr bis 21.00 Uhr
Hastedter Osterdeich 241
28207 Bremen                                                 für 20,- Euro
Tel: 0421-57716937
https://burgenweltverlag.de

Anmelden könnt ihr euch im Verlag bei Jana Hoffhenke oder bei mir hier auf dem Blog, per Mail: s.meywerk@web.de
oder Telefon: 0421-7940176

Ich freue mich auf euch!

Sylvia






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