Donnerstag, 31. Dezember 2015

Wenn wir alle gut wären

Das ist der Titel einer Kurzgeschichte von Irmgard Keun, die wunderbar zum Jahreswechsel passt. Wenn ihr euch also noch mit guten Vorsätzen plagt, empfehle ich euch das Lesen von "Wenn wir alle gut wären".
Genauso heißt ihr Buch voller satirischer Kurzgeschichten, das 1983 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.
In diesem Artikel von 1979 gibt es weitere Informationen über die Schriftstellerin mit außergewöhnlichem Lebenslauf, die im Februar 111 Jahre alt geworden wäre:
www.zeit.de/1979/47/seele-mit-sektkorken

Vor einigen Wochen hat Birgit Böllinger auf ihrem Blog Sätze&Schätze ebenfalls über Irmgard Keun geschrieben. Wie alle anderen Beiträge von ihr ist auch dieser sehr lesenswert.


Jetzt wünsche ich allen ein wunderbares, gesundes, kreatives Jahr 2016!

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Fragen über Fragen

und ausgesprochen interessant manchmal. Sie werden gestellt - von Bloggern an Blogger, zum Beispiel hier:
http://www.booknerds.de/2015/10/deretwasanderefragebogen/

Da ich gerade über einer Hauptfigur meines neuen Romans brüte, das schon oft getan habe und, wie es scheint, auch noch eine Weile tun werde, mache ich hier eine Pause und beantworte Fragen der Booknerds, zumindest ein paar.


Runde 1 - gemischte Fragen an Blogger, Redakteure und mehr:

- Welche Daseinsberechtigung hat dein Blog?
Das habe ich mich bei meinem letzten auch gefragt und ihn geschlossen, als mir keine Antwort eingefallen ist. Kurz darauf habe ich eine Beratung für den Weg in die Selbständigkeit in Anspruch genommen und die dringende Empfehlung erhalten, ein Blog oder eine Homepage zu betreiben und schwupps ... da ist er. Ich bewerbe im Blog mein Buch, meine Schreibkurse und beantworte auch schon einmal nichtgestellte Fragen.

- Der Blog oder das Blog?
Eigentlich DAS ...Logbuch. Aber mir fällt die sächliche Form schwer. Darum beschließe ich jetzt, in diesem Augenblick, ab heute DER Blog zu sagen, zu schreiben und sogar zu denken - aber das habe ich sowieso schon immer getan.

- Einer deiner Artikel wird von einem anderen Blogger oder beispielsweise einem Amazon-Rezensenten geklaut. Wie reagierst du?
Wahrscheinlich bin ich empört, tadele mich aber Minuten später selbst für meine kleinlichen Gefühle. Warum die geistigen Höhenflüge nicht teilen oder einfach stolz darauf sein, dass ein anderer meinen Artikel zum Niederknien findet und ihn deshalb stehlen muss? Da fehlt es eben ganz klar an Selbstbewusstsein, eigenen Ideen, Fairness, Sozialverhalten, Professionalität, ...!  ICH habe soetwas jedenfalls NICHT nötig! Tss! Aber ich ärgere mich nicht, neinnein.

- Dein Blog ist urplötzlich offline, nichts geht mehr. Wie reagierst du?
Ich verdrehe die Augen, fluche, denke darüber nach, wieder mit Füllfederhalter zu schreiben und mir eine Kammer unter einem stark beschädigten Dach zu mieten, um in den vollkommenen Genuss eines romantischen Schriftstellerinnendaseins zu kommen. Nach diesem Anfall rufe ich meinen Sohn an und frage scheinheilig, wie es ihm geht. Ich werde alle Möglichkeiten mütterlicher Schmeicheleien und Drohungen hervorkramen und sogar zur Anwendung bringen, wenn nötig. Tja, und dann weiß ich auch nicht weiter. Vielleicht sehe ich den Totalausfall schließlich als ein Zeichen: Manche Blogs sollen einfach nicht sein.

- Du hast einen Gutschein erhalten, um 2500 gleiche Artikel deiner Wahl mit dem Logo deines Blogs als Werbeartikel anfertigen zu lassen. Allerdings sind Flyer, Lesezeichen, T-Shirts und Kugelschreiber tabu.
Am liebsten hätte ich Pixibücher, in denen eine Kurzgeschichte von mir steht - draußen dann das Logo, das ich nicht habe. Müsste ich dann schnell noch entwerfen.
Sonst könnte ich mir winzige Leselampen vorstellen, Schokoladetafeln oder Pralinenpackungen - winzige natürlich. Schlüsselanhänger oder gleich ein Tattoo? Notizbücher, Postkarten, Mousepads, Siegelringe, Straßenbahnaufkleber, Burgwappen. Oh, ist das aufregend, ich freue mich so!

- Nenne zwei Bücher und deinen passenden Soundtrack dazu.
Das ist sehr schwierig, weil ich wenig Musik höre. (Wenn ich jetzt mein eigenes Buch nenne, in dem sogar ein bisschen Musik aus Schwanensee eine Rolle spielt, wäre das doof, oder? Jaaa!)
Mir fällt nichts ein, wirklich. Bücher und Musik sind voneinander entfernt, für mich zumindest. Ich kann aber verraten, dass ich The Blues Shop Trio mag und sowieso viele Stücke der 60er und 70er. 
Mir fallen auch direkt zwei Bücher ein: 
Philipp Hedemann, Der Mann, der den Tod auslacht
Elke Schmitter, Frau Sartoris

- Schreibst du deine Rezensionen handschriftlich vor?
Notizen dazu ja. Dann formuliere ich am PC und schreibe solange um, bis es passt.

- Verunstaltest du Bücher für deine Schreibarbeit mit Knicken, Markierungen etc. oder behandelst du sie eher wie ein rohes Ei?
Da ich oft Fachliteratur lese, mit den Texten arbeite, behandele ich die Bücher meistens auch wie Arbeitsmaterial: Ich schreibe hinein und beklebe sie mit bunten Zetteln. Wenn ich von Autoren gebeten werde, ein Manuskript durchzulesen, schreibe ich, wenn von den Verfassern erlaubt, auch an den Rand. 
Mit Romanen gehe ich meistens sehr pfleglich um, es sei denn, sie nerven mich so gewaltig, dass ich sie später nicht einmal mehr verschenken oder verkaufen will. Dann benutze ich sie als Arbeitsmaterial, um aus den (vermeintlichen?) Fehlern zu lernen, streiche, kritzle, knicke.

- Wenn du eine Schreibblockade hast - wie gehst du vor, um sie zu überwinden?
Ich beantworte Fragen anderer Blogger. Wenn ich damit fertig bin, suche ich mir einen frischen Ansatz, z.B. die Entwicklung einer bestimmten Figur. Ich lade sie beispielsweise zu einem Interview ein. Oder ich entwerfe Gegend. Oft hilft es auch, Pause zu machen und einen Roman zu lesen, sich inspirieren zu lassen. Dazu gehört auch langes Spazierengehen.

- Schreibe ein kleines Gedicht (mindestens Vierzeiler) über deinen Blog.
Nein!

- Du liest in einer anderen Rezension absoluten (tatsächlichen!) Unfug - sie quillt über vor inhaltlichen Fehlern. Kommentierst du? Schreibst du den Verfasser an? Oder hältst du die Finger still?
Wenn es um eigene Texte geht, sage ich nichts. Ich habe kein Interesse an verzweifelt erscheinender Selbstverteidigung. Ich gucke eher, ob etwas Wahres an der Kritik ist, die ich dann für mich nutzen kann. Läse ich unsinnige Rezensionen über Bücher anderer Autoren, die mir gefallen, würde ich eine Dikussion beginnen wollen.

- Hast du schon einmal eine Idee von anderen Bloggern geklaut?
Ich hoffe nicht! Wenn ich etwas aufnehme, tue ich das mit dem Verweis auf den Ursprung. Es sei denn, mir ist nicht bewusst, dass es die Idee eines anderen ist. Vorgeworfen ist es mir bisher nicht. Da kommt die Angst eines Plagiatvorwurfs gleich ins Spiel. Ist der geniale Satz, der mir heute Nacht eingefallen ist, und meinen Roman endlich auf den Punkt bringt, wirklich mein Satz, oder ist es ein fremder, der sich irgendwann in meinem Gehirn verhakt hat?

- Hast du dich schon mal einer Formulierung in einer anderen Rezension bedient, die du gern so ähnlich auch in einem deiner Texte haben wolltest?
Nein. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nicht viele Rezensionen geschrieben habe, aber vielleicht werde ich eines Tages zu einer ganz schlimmen Abschreiberin. 

- Das exotischste Buch in deiner Sammlung ist:
Was ist denn ein exotisches Buch? Eins mit Palmen?
Schlimme exotische (Nein, ich verrate nicht, was schlimm exotisch ist!) Bücher habe ich entsorgt. Dazu zählten u.a. meine Tagebücher, die ich im Alter von 12 Jahren geschrieben habe. Und sonst exotisch? Gilt Romy Haag als Exotin? Ein bisschen sicher immer noch, also gewinnt sie den Preis und darf auf mein Treppchen:
Romy Haag, Eine Frau und mehr


Die erste Runde ist beendet und hat Spaß gemacht. Wer möchte noch - Fragen beantworten oder stellen?
Vielen Dank an die Booknerds!

Sonntag, 27. Dezember 2015

Arbeit und Gedanken 2

Über viele Schriftsteller-innen habe ich gelesen, dass sie beim Gehen und Wandern die besten Ideen entwickeln können - oder konnten, so wie der Universal-Gelehrte, Schriftsteller, Entdecker, Wissenschaftler, ... John Muir (1838 - 1914), der es so ausdrückt:

"Ich ging nur hinaus, um einen Spaziergang zu machen, und entschloss mich schließlich, bis zum Sonnenuntergang draußen zu bleiben, denn ich erkannte, dass ich beim Hinausgehen in Wirklichkeit nach Innen ging."

Interessant finde ich, was Max Frisch (1911 - 1991) in einem Interview mit Horst Bienek über das ICH sagt:

"... Ganz vordergründig gesprochen: Natürlich ist das Erzähler-Ich nie mein privates Ich, ..., aber vielleicht muss man schon Schriftsteller sein, um zu wissen, dass jedes Ich, das sich ausspricht, eine Rolle ist. Immer. Auch im Leben. Auch in diesem Augenblick. ...
Das ist unheimlich. Wer es weiß, hat Mühe zu leben. Wer es nicht weiß, und zum Glück wissen es die Wenigsten, hat keine Wahl, da er seine Erfindung von sich selbst nicht durchschaut, und seine ganze Kraft dient dazu, Vorkomnisse herbeizuführen, die seine Erfindung bestätigen - beispielsweise seine Erfindung, ein Pechvogel zu sein, ..."

Etwas weiter im Interview:

"Was wir in Wahrheit haben, sind Erfahrungen, Erlebnismuster. Nicht nur, indem wir schreiben, auch indem wir leben, erfinden wir Geschichten, die unser Erlebnismuster ausdrücken, die unsere Erfahrung lesbar machen. ...
Der Vorfall, ein und derselbe, dient hundert verschiedenen Erfahrungen."

Marie Luise Kaschnitz (1901 - 1974) spricht über ihre Arbeit ebenfalls in einem Interview mit Horst Bienek.

"Ich glaube, dass niemand ohne eigene Erfahrungen zu verwenden schreiben kann. Es müssen aber nicht immer ausgewachsene Erlebnisse sein. Es können Keime von Erlebnissen sein, auch Keime von Anlagen und Ansichten, die man in sich trägt und die man literarisch entwickelt."

In ihrem Buch 'Wort für Wort' schreibt Elizabeth George (*1949) in ihrer Einleitung:

"Ich glaube seit langem, dass der Schreibprozess aus zwei unterschiedlichen, aber gleich wichtigen Hälften besteht: Die eine hat etwas mit Kunst zu tun, die andere mit handwerklichem Können. Zweifellos kann man Kunst nicht lehren ... Doch es ist lächerlich und kurzsichtig zu glauben, dass man die Grundzüge der Erzählkunst nicht lehren kann."

Mit diesem kleinen Strauß schriftstellerischer Meinungen verabschiede ich mich in die nächste Woche.


Donnerstag, 24. Dezember 2015

Arbeit und Gedanken 1

Während ich bekocht werde, darf ich mich vor meinem Computer vergnügen und überbrücke die Zeit bis zum Essen damit, euch kurze Einblicke in die Arbeit bekannter Autoren zu gewähren.

Harry Mulisch (1927 - 2010) hat es anscheinend mit den Prämissen seiner Werke nicht übertrieben, was beweist, dass die Notwendigkeit einer solchen nicht in Stein gemeißelt ist.
"Und erst, wenn das Ding fertig ist, sagt man: 'Ah, dieser Roman handelt von Schuld und Sühne', oder so etwas." (H. Mulisch)

Und da bin ich schon beim passenden zweiten Zitat von Harry Mulisch:
"Ich denke überhaupt, beim Schreiben ist das Wichtigste, dass man seine eigene Intuition ernst nimmt."

Für ihn stehen die Figuren vor der Handlung, aber das ist eben auch nur eine Möglichkeit der Herangehensweise an einen Text.

Marcel Beyer (*1965) sagt in Zusammenhang mit seinem Roman 'Flughunde':
"Nach vier Jahren Arbeit an dem Roman komme ich erst selber so langsam dahinter: Mir wird klar, dass bestimmte Verhaltensweisen und Erfahrungen - und wie man mit denen umgeht, zum Beispiel mit Reden und Schweigen -, dass das auch durch die Generationen weitergetragen wird. Selbst, wenn ich nicht in dieser Zeit gelebt habe, trage ich doch Spuren davon in mir."

In seinem Roman beschreibt M. Beyer seine Figur Karnau, die an Menschenversuchen beteiligt ist, anfangs aber seriös und harmlos erscheint.
"Aber diese Verdopplung der Person, dass er eben auf der anderen Seite ein ganz normaler Mensch ist, ... das hinzukriegen und das auch beim Schreiben auszuhalten, das war eigentlich das Schwierigste."
Ihn erstaunt am Ende seiner Arbeit die Erkenntnis, dass Menschen, die im Dritten Reich Schreckliches getan haben, diese Tatsache tatsächlich erfolgreich verdrängen oder einfach vergessen.

Pavel Kohout (*1928) macht sich ebenfalls Gedanken über die Ursachen von Verbrechen:
"Das Schreckliche ist doch, dass es immer wieder ganz normale Leute sind, die sich zu soetwas verführen lassen. Die Haut der menschlichen Zivilisation ist offenbar nach wie vor so dünn, dass sie bei der kleinsten Erschütterung zerreißt, und darunter sind dann die schlimmsten Atavismen."

Sarah Kirsch (1935 - 2013) antwortet auf die Frage, ob sie eine 'Dorfschreiberin' sei:
"Nein. Es gibt von Jossif Brodskij, dem russischen Dichter, der in Amerika lebt, ein schönes Wort - in dem er sagt, dass man am ausgefransten Rand der Provinz das Muster des Teppichs am besten erkennen kann."

Die Zitate habe ich dem Buch
'Von Autoren und Büchern - Klaus Bednarz und Gisela Marx im Gespräch mit Schriftstellern', Hoffmann und Campe, 1997
entnommen.

Damit schließe ich und wünsche denen, die Heiligabend und Weihnachten feiern, ein wunderbares Fest, allen anderen ein angenehmes, langes Wochenende!


Donnerstag, 17. Dezember 2015

Schreibgedanken

Einige Schreibanregungen zum Thema der Spiegelungen habe ich inzwischen gesammelt. Vielleicht fällt euch ein Text dazu ein.

- Es gab einen Spiegel hinter dem Spiegel, daran erinnerte sie sich genau.

- Golden war er, verschnörkelt und wahrscheinlich wertvoll, auf jeden Fall aber ungewöhnlich klar.

- Grün-blaues Wasser und dieser Mensch mittendrin.

- Spieglein, Spieglein an der Wand, ...

- Sie seien der Spiegel zur Seele, erzählte man sich.

- Sie erschrak, merkte dann aber, dass sie vor ihrem eigenen Spiegelbild zurückgewichen war.

- Ausgerechnet der Spiegelsaal!

- Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Es stimmte, niemand, auch sie selbst nicht, konnte die Ähnlichkeit leugnen.

- Er stand dicht hinter ihr und legte sein Kinn auf ihre Schulter. Wie eine Kreatur mit zwei Köpfen, dachte sie.

- Ich schaue in den Spiegel und sehe ...

- Merkwürdig, dass sich das Bild im Spiegel so sehr vom Foto unterschied.

- Sie betrachtete sich verstohlen in der Schaufensterscheibe.

- Sie hatte nicht nur Geschirr zerschlagen, auch der Spiegel lag in tausend Scherben vor ihren Füßen.

- Guck dich doch an, bist wie dein Vater!

- Ich betrachte mich im Spiegel der Kinder.

- Die dunkle Fensterscheibe warf ihr Bild wie eine Ohrfeige zurück.

- Im Spiegel der Ereignisse betrachtet, ...

- Der Himmel wiederholt sich auf der Oberfläche des Meeres.

- Er spiegelte sich in ihren Augen.

- Der Karneval ist mein Spiegel. Und deiner auch, da sei dir sicher.

- Natürlich spiegele ich mich in dem, was ich liebe (hasse). Etwas anderes ist gar nicht vorstellbar.


Viel Spaß beim Spiegeln!

Spiegel

Noch immer beim Thema der Spiegelungen bekommt ihr die Gedanken(splitter) zweier Schriftsteller zu lesen. Natürlich geht es auch einfacher. Meine Ideen dazu sind es, aber ein bisschen Futter für unser Hirn schadet sicher nicht.


Ich verfolge mich, ich antworte mir, ich 
spiegele und strahle mich zurück, ich schaudre 
vor der Unendlichkeit der Spiegel - 
ich bin aus Glas.

Paul Valéry, Monsieur Teste, 1925


Manchmal sieht uns am Abend ein Gesicht
Aus dunkler Tiefe an in einem Spiegel:
Die Kunst muss sein wie dieser Spiegel,
Enthüllend uns das eigene Gesicht.

Jorge Luis Borges, Ars poetica

Samstag, 12. Dezember 2015

Autor-in werden

Wer will wissen, wie es geht?
Da bekanntlich viele Wege überall hinführen, hier gleich mehrere Interviews zum Thema:

Wie wird man Autor?
Christoph Gurk interviewt im BR den Schriftsteller Axel Roitzsch, dessen Werdegang er 2014 für einige Monate begleitet hat.

Cornelius Hartz gehört das Blog kapitel eins. Hier interviewt er regelmäßig Autor-innen.

Nur noch im Antiquariat zu kaufen sind die
Werkstattgespräche mit Schriftstellern von Horst Bienek, dtv 1965
und
Von Autoren und Büchern, Klaus Bednarz und Gisela Marx im Gespräch mit Schriftstellern,
Hoffmann und Campe 1997

Horst Bienek interviewt Alfred Andersch, Heinrich Böll, Elias Canetti, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Gerd Gaiser, Uwe Johnson, Marie Luise Kaschnitz, Hermann Kesten, Wolfgang Koeppen, Wilhelm Lehmann, Robert Neumann, Hans Erich Nossack, Friedrich Sieburg, Martin Walser, Carl Zuckmayer - eine manchmal recht knorrige Generation, die erlebt hat, was die meisten von uns nur aus Geschichtsbüchern kennen.

Im zweiten Buch sind Gespräche von Klaus Bednarz und Gisela Marx mit verschiedenen Autorinnen und Autoren aufgezeichnet. Entstanden sind sie zur Frankfurter Buchmesse in den Jahren von 1990 bis 1996 bei der Veranstaltung "Literatur im Römer". Die Interviews nehmen Bezug auf das jeweils neue, auf der Messe vorgestellte Buch
Gesprächspartner sind Harry Mulisch, Dietrich Schwanitz, Robert Gernhard, Lew Kopelew, Heiner Müller, Andrzej Szczypiorski, Franca Magnani, Marcel Beyer, Gila Lustiger, Pavel Kohout, Wolf Biermann, Jewgenij Jewtuschenko, Klaus Harprecht, Peter Härtling, Carola Stern, Sarah Kirsch, Leonie Ossowski, Robert Menasse, Colm Tóibín, Eva Demski, Keto von Waberer, Ingrid Noll, Michael Ondaatje, Lars Gustafsson, Katja Lange-Müller, Hans Joachim Schädlich, Thomas Kling, Wolfgang Niedecken, Durs Grünbein, Reinhard Kaiser, Barbara Cowdy, Josef Winkler, Herta Müller, Patrick Roth, Joseph von Westphalen, Tilman Spengler und Peter Rühmkorf.

Montag, 7. Dezember 2015

Themen vertiefen

... könnt ihr beispielsweise mit dem Automatischen Schreiben.

Dafür stellt ihr euch einen Wecker auf zehn Minuten oder beauftragt einen Zeitwächter, also jemanden, der gerade nichts besseres zu tun hat, als darauf zu achten, dass ihr zehn Minuten lang schreibt.
Das tut ihr auf einem weißen Blatt Papier, ohne Pause zu machen. Wenn euch nichts einfällt, schreibt ihr trotzdem, und wenn es der Satz 'Mir fällt nichts ein.' ist.
Habt ihr vorher ein Thema gefunden, wird es euch nicht schwerfallen, das Blatt zu füllen. Vielleicht war es aber auch das verkehrte, dann nehmt ihr beim nächsten Mal ein anderes.

Dieses Blatt Papier muss niemand zu Gesicht bekommen. Ihr könnt also drauflosschreiben, ohne euch mit Grammatik, Rechtsschreibung oder Anstand zu belasten. Es gibt niemanden, der euch zensiert! Und auch ihr selbst solltet das nicht tun, sondern sehen, was ihr von den Wörtern und Sätzen gebrauchen könnt.

Wenn ihr euch bereits Gedanken zu den Spiegelungen macht, die Thema des
Januar-Schreibkurses sind, bietet sich hiermit die Gelegenheit, ein Stück in die Tiefe zu gehen.

Viel Spaß dabei!

Samstag, 5. Dezember 2015

Themen finden ...

... und sie einzugrenzen funktioniert mit verschiedenen Techniken.

Ich stelle euch das Clustern vor:

In die Mitte eines großen, unlinierten Blattes schreibt ihr ein Thema, eine Frage oder einen Satz, der euch beschäftigt. Diesen Text kreist ihr ein.
Ohne Pause zu machen und nachzudenken oder eure Ideen zu bewerten, schreibt ihr alle Begriffe, die euch zum ersten einfallen, drumherum und kreist sie ebenfalls ein. Dabei verbindet ihr das, was eurer Meinung nach eng beieinander liegt, mit einer Linie.
Nach etwa einer viertel Stunde seid ihr wahrscheinlich 'ausgeschrieben'.

Jetzt habt ihr eine Sammlung an Wörtern, von denen ihr einige verwerfen und andere gebrauchen könnt, um an eurem Text weiterzuarbeiten oder mit einem zu beginnen.
Wenn ihr trotzdem nicht weiterkommt, könnt ihr ein weiteres Cluster mit einem euch wichtig erscheinenden Begriff aus eurem ersten erstellen.

Manchmal braucht man etwas Übung, um in diese Methode hineinzufinden. Sollte es nicht gleich funktionieren, probiert es ruhig einige Male aus, bevor ihr diese Arbeitsweise verwerft.
Möglich ist, dass ihr euch zu sehr konzentriert. Das soll gerade nicht sein. Die Gedanken müssen fließen dürfen, und es ist völlig gleichgültig, ob euch eure Ideen albern und abwegig erscheinen. Das, was ihr nicht gebrauchen wollt, streicht ihr eben hinterher.





Das ist kein Original-Cluster der Grimms, aber so könnte es gewesen sein. Ich weiß nur nicht, ob die Gebrüder mit dieser Methode gearbeitet haben.

Wenn ihr tiefer ins Geheimnis des Clusterns einstiegen möchtet, könnt ihr das  hier
http://www.berlinerzimmer.de/heins/heins_cluster.htm

oder im Buch von Gabriele L. Rico, Garantiert schreiben lernen.

Freitag, 4. Dezember 2015

Verantwortung

Ausgesprochen ...
angeregt habe ich mich mit einer Freundin über unsere gerade erwachsenen Kinder unterhalten.
Wie in vielen Haushalten haben und hatten auch wir Schwierigkeiten, unsere Kinder dazu zu bewegen, abgesprochene Aufgaben möglichst bald, wenn überhaupt und ohne Murren zu erledigen.

Während des Gesprächs habe ich mich an meine eigenes Genervtsein in der Teenie-Zeit erinnert. Ewig wollte irgend jemand Dinge von mir, die unwichtig, überflüssig, anstrengend waren - in meinen Augen ganz bestimmt. Mir fehlten die Bezüge zu meinem Leben, und mit 'Bezug' meine ich nicht das Putzen eines gemeinsamen Haushalts, nicht einmal die Reinigung des eigenen Zimmers, es sei denn, wichtiger Besuch war angemeldet. Für mich wichtige Gäste wohlgemerkt!

Woran liegt es, dass junge Menschen scheinbar unsozial ausschließlich eigenen, für Erwachsene nicht nachvollziebaren Interessen nachgehen?
Unter anderem liegt das Geheimnis in der Baustelle Gehirn. Dort verzweigen sich Nervenzellen, bilden sich neue Verbindungen, während andere nicht mehr brauchbar sind und verkümmern. Ein bisschen Chaos im Kopf ist Auslöser für ungewöhnliches Verhalten.
Die Müdigkeit hängt nicht am Unwillen der Kinder, früh genug ins Bett zu gehen, sondern  am Hormon Melatonin.
Im Präfrontalhirn werden eine Weile geordnete Entscheidungen boykottiert und das Erkennen von Gefühlen anderer Menschen schrumpft um 20 %.
Die Gefahr von Unfällen ist bei jungen Menschen enorm hoch, weil sie Risiken nicht einschätzen können oder extrem emotional und damit unaufmerksam handeln.
Das Gehirn bildet sich bis zum 25. Lebensjahr um. Zumindest wenn immer noch stimmt, was ich vor vielen Jahren gelesen habe in
GEO WISSEN Nr. 41 - Pubertät.

Und wenn wir es wagen, uns zu erinnern ... oh je! Zuckersüß waren wir sicher nicht. Immerhin halten wir uns mittlerweile für (meistens) soziale und verantwortungsbewusste Wesen - vor allem, seit wir Kinder oder andere wichtige Aufgaben haben.

Seid also lieb zu euren Kindern, sie können (fast) nichts dafür - für ihre Eltern schon mal gar nicht.

Dienstag, 1. Dezember 2015

Januar-Schreibkurs

Zum Kurs am 29. und 30. Januar 2016 hier ein paar zusätzliche Informationen, die vor allem das Buch betreffen, das entstehen kann.

Sollten sich nicht genügend Teilnehmer finden bzw. weniger Beiträge druckfertig werden, als wir für ein kleines Buch benötigen, würden wir gern in weiteren Kursen - mit euch oder anderen Teilnehmern - Geschichten dafür sammeln. Innerhalb der nächsten Monate kann sich so eine Gemeinschaftsarbeit entwickeln, die ein für alle befriedigendes Ergebnis hervorbringt.

Um euch einzustimmen, stellen wir das Thema des Wochenendes schon einmal vor:
Wir möchten den Begriff Spiegelungen auf möglichst vielfältige Weise beleuchten, beschreiben, umspinnen. Wer Lust dazu hat, kann bereits einen oder mehrere Texte vorbereiten.
Sollte nach dem Kurs weiterer Bedarf an Überarbeitungen bestehen, begleite ich euch außerhalb des Kurses noch ein Stück des Weges, denn ein Text muss meistens redigiert werden, um eine ansprechende und funktionierende Form zu finden.

Jana Hoffhenke und ich besprechen im Kurs die Grundlagen der Kurzgeschichte und feilen mit euch zusammen an den Texten. Dabei helfen die Rückmeldungen aller Teilnehmer.
In welchem Genre ihr schreibt, ist völlig unerheblich. Von der Liebesgeschichte über Krimi, Texte für Kinder und Autobiografisches - alles kann sein, auch, sich keinem Genre zuordnen zu wollen oder zu können.

Hier noch einmal Ort und Datum des Kurses:

'Fischers'    
Friedrich-Karl-Str. 101
28211 Bremen

Wir treffen uns am
Freitag, den 29. Januar 2016 von 18.00 Uhr bis 21.00 Uhr und am
Sonnabend, den 30. Januar von 12.00 Uhr bis 18.00 Uhr.

So ein fabelhafter Kurs ist doch eine grandiose Weihnachtsgeschenk-Idee, oder?


In den nächsten Blogbeiträgen bekommt ihr ein paar Tipps zur Ideenfindung.

Bis dahin liebe Grüße!